Geschichte
"Statuten zur Begründung einer geregelten Strassen-, Brunnen-, Wasser- und Feuerschau- und Wacht-Ordnung für die Dorf- und Ortschaft Kirchberg". Dies war die Überschrift der am 20. Mai 1832 genehmigten Statuten und somit formell die Geburtsstunde der Dorfkorporation Kirchberg. Umschrieben waren darin 22 Artikel die zum Aufgabenkreis der Genossenschaft gehörten. So mussten zum Beispiel die beiden Dorfbrunnen beim Rössli und Adler "zum Genusse für Menschen und Vieh säuberlich und ohne Tadel" gehalten sein. Diese zwei Brunnen waren übrigens bis in die 1880er Jahre die einzige Wasserversorgung der kleinen Korporation. Mit der Inkorporierung von Loh und Bruggbach im Jahre 1905 übernahm die Genossenschaft auch den Unterhalt der sich dort befindenden Brunnen. Damit besass die Korporation fünf Brunnen.
Postkarte von Kirchberg um 1900
Der Wassermangel war damals das Sorgenkind Nummer eins. Trotz vieler Klagen scheute man die immensen Kosten für die Errichtung einer Trinkwasserversorgung und Hydrantenanlage. Den ersten Schritt zu einer neuen Wasserversorgung wurde in den Jahren 1906/1907 gelegt. Die Quelle in Oetwil wurde gefasst, Leitungen wurden gebaut und das Reservoir im Hasenberg entstand. Das ganze Projekt kostete Fr. 122'589.75.
Die Entwicklung der Korporation – das Anwachsen der Einwohnerzahl und, damit verbunden, vermehrte Bedürfnisse und Interessen der Genossenschaft – führte Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Übernahme von weiteren Aufgaben. Gemäss den Statuten von 1907 kamen neben dem Strassenwesen, dem Unterhalt der Dorfbrunnen, der Feuer-weiher und des Waschhauses sowie der Beteiligung an einer Nachtwache der Betrieb und Unterhalt der Hydrantenanlage, der Trinkwasserversorgung, der Kanalisation sowie der Dorfbeleuchtung neu hinzu.
Auf die stets wiederkehrenden kritischen Wasserverhältnisse reagierte die Korporation mit einem schrittweisen Ausbau der Versorgung. Zwischen 1930 und 1950 gab man ungefähr Fr. 71'000.00 nur für Quellfassungen aus. Sämtliche Ausbauetappen der Wasserversorgung brachten zwar kurzfristig eine Verbesserung der Versorgungslage, blieben aber nur Stückwerk. Kirchberg litt nicht alleine unter geringen Wasserreserven. 1950 wurden mit der Korporation Unter- und Oberbazenheid sowie der Gemeinde Lütisburg erste Gespräche geführt, um gemeinsam Quellen im Unterrindal zu fassen. Es sollten aber nochmals fünf Jahre vergehen, bis 1955 die Gruppenwasserversorgung Kirchberg-Bazenheid-Lütisburg - später KiBaLü genannt - gegründet wurde. Zwei Jahre später konnten drei Pumpwerke in Betrieb genommen werden. Damit war erstmals in der Geschichte unseres Dorfes die sichere Versorgung mit Wasser zu allen Jahreszeiten gewährleistet.
Kirchberg mit Dorfbrunnen um 1912
Vor der Einführung der Wasseruhren im Jahre 1967/68 wurde ein Hahnenzins erhoben, d.h. die Einwohner zahlten pro Wasserhahn im Haushalt und pro Stück Vieh im Stall. Die Verrechnung des Hahnenzins war wohl keine leichte Aufgabe für die Dorfkorporation. Nicht wenige Wasserhahnen tauchten wohl nie in einer Statistik auf!
Aufgaben wie der Unterhalt des Waschhauses oder die Beteiligung an der Nachtwache fielen im Laufe der Zeit natürlich weg. Das Organisations-Reglement der Dorfkorporation Kirchberg vom 29. Juni 1970 führt als Hauptaufgaben den Betrieb der Wasserversorgung mit Hydran-tenanlage, den Unterhalt der Dorfstrassen sowie den Betrieb der Dorfbeleuchtung an.
Im Jahre 1976 erfolgte die Übergabe der Strassen und Strassenlampen an die Politische Gemeinde. So war die Dorfkorporation während längerer Zeit im Wesentlichen für die Trink-wasserversorgung und die Hydrantenanlage zuständig. Bis dann an der Korporations-versammlung vom 16. Dezember 1991 der Beschluss gefasst wurde, eine Gemeinschafts-Antennenanlage zu erstellen und zu unterhalten. Damit wollte man unter anderem die Landschaft und das Dorfbild vor der Verunstaltung durch Einzelantennen entgegentreten.
Im Jahr 1995 wurde der Verkehrsverein Kirchberg offiziell aufgelöst. Die Aufgaben wurden der Dorfkorporation Kirchberg übertragen. Darin enthalten ist der Unterhalt der Ruhebänke im Korporationsgebiet. Im Ressort Dorfkultur hat die Dorfkorporation zudem einen kleinen Spielraum, um Vereine und Anlässe im Dorf finanziell zu unterstützen.
An der Bürgerversammlung im Jahr 2019 beschlossen die
Bürgerinnen und Bürger den Verkauf des Kommunikationsnetzes an rwt,
Regionalwerk Toggenburg AG, welche längst für Betrieb und Unterhalt des
Netzes zuständig ist. Die Schnelllebigkeit und Komplexität der
Kommunikationsbranche machte die Führung dieses Ressorts für den
Verwaltungsrat der Dorfkorporation immer schwieriger. Mit rwt und deren
Partner Technische Betriebe Wil wurde eine nachhaltige Lösung gefunden.
Rwt wird die rund 850 aktiven Anschlüsse im Korporationsgebiet bis 2026
mit einer funktionstüchtigen Glasfaser-Inhouse-Installation ausrüsten.
Die heute gültige Korporationsordnung ist vom 9. März 2020. Die Aufgaben
der Korporation bestehen aus der Versorgung mit Trink- und Brauchwasser
sowie der Bereitstellung von Löschwasser. Sie unterhält und betreibt
Wasserversorgungs-, Hydrantenanlagen und öffentliche Brunnen.
In all den Jahren hat sich die Korporation geographisch ausgedehnt. 1832
bildete nur der eigentliche Kern des Dorfes Kirchberg eine
Genossenschaft. Mangelnde Wasserqualität, längere Trockenperioden oder
ungenügender Feuerschutz liessen die Korporation wachsen.
Dorfplatz Kirchberg um 1920